Bürgerfest "Im WIR verbunden"

Schwerpunktthema: Bericht

8. September 2023

Bundespräsident Steinmeier hat am 8. und 9. September gemeinsam mit Elke Büdenbender das ehrenamtliche Engagement in Deutschland mit einem Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue in Berlin gewürdigt. Das Staatsoberhaupt lud dazu ein, das breite gesellschaftliche Engagement in all seinen Facetten kennenzulernen. Die diesjährigen Partnerländer des Festes waren Thüringen und Tschechien. Besonderer Gast war der Deutsch-Tschechische Zukunftsfond, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert.

Bundespräsident Steinmeier und Elke Büdenbender in der Menge beim Tag des offenen Schlosses

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 8. und 9. September 2023 gemeinsam mit Elke Büdenbender das ehrenamtliche Engagement in Deutschland mit einem Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue in Berlin gewürdigt. An zwei Tagen lud Staatsoberhaupt dazu ein, das breite gesellschaftliche Engagement in all seinen Facetten kennenzulernen und sich untereinander auszutauschen.

Am ersten Tag des Bürgerfestes – am Freitag, 8. September – waren Menschen aus ganz Deutschland zu Gast, die mit ihrem herausragenden ehrenamtlichen Einsatz zu einer lebendigen Zivilgesellschaft beitragen.

Am Samstag, dem 9. September folgte der Tag des offenen Schlosses, an dem Bundespräsident Steinmeier alle interessierten Bürgerinnen und Bürger an seinem Amtssitz willkommen hieß.

Die Gesprächsrunde mit dem Titel Im WIR verbunden – engagiert für unsere Demokratie war ein Höhepunkt dieses Tages. Dort debattierte der Bundespräsident mit Dorothea Schneider vom Verein "Augen auf!", Cemile Giousouf, der stellvertretenden Leiterin der Bundeszentrale für politische Bildung, und Kerstin Körner, der Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Dippoldiswalde. Gemeinsam mit dem Bundespräsidenten gingen sie der Frage nach, welche Wege es gibt, um die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, und welche Bedeutung dabei dem zivilgesellschaftlichen und bürgerschaftlichen Engagement zukommt. Es moderierte Marco Seiffert.

Die diesjährigen Partnerländer des Bürgerfestes waren Thüringen und Tschechien. Ein besonderer Blick galt dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, der sein 25-jähriges Bestehen beging und seine länderübergreifend verbindende Arbeit präsentierte. Traditionell beteiligen sich die Partnerländer mit kulturellen und landestypischen kulinarischen Beiträgen am Bürgerfest.

An beiden Tagen wurde der Schlosspark zur Bühne für das Ehrenamt. Rund 60 Organisationen, Initiativen und Unternehmen zeigten die große Vielfalt von ehrenamtlichem Engagement. Zugleich bot das Bürgerfest Gelegenheit, den Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten mit dem Park und den Amts- und Repräsentationsräumen aus nächster Nähe kennenzulernen. Rund 18.000 Bürgerinnen und Bürger waren insgesamt zu Gast.

Auswahl aus den rund 3.000 eingeladenen ehrenamtlich Engagierten:

Baden-Württemberg

Duleem Ameen Haji (Tübingen): Weil er aus seiner Heimat Irak fliehen musste, kam Duleem Ameen Haji 2016 nach Deutschland. Seitdem ist der Medizinstudent ehrenamtlich tätig: An der Uniklinik Tübingen ist er Dolmetscher für Kurdisch und Arabisch und bietet einen Arabisch-Kurs für die Mitarbeitenden an. Er engagiert sich der Bildungsinitiative GermanDream, die sich für die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten einsetzt, bei der Aidshilfe und bei der Landeszentrale für politische Bildung. Er sagt, dass ihm das Ankommen und Leben in einem neuen Land ohne die Unterstützung anderer Menschen viel schwerer gefallen wäre – weswegen es ihm von Beginn an sehr wichtig war, sich in seiner neuen Heimat selbst zu engagieren.

Joshua Henke (Gaggenau): Die deutsch-jüdische Schriftstellerin Hilde Domin sagte: Vielleicht wird nichts verlangt von uns, während wir hier sind, als ein Gesicht leuchtend zu machen, bis es durchsichtig wird. Mit ihren Worten beschreibt Joshua Henke, warum ihm sein Ehrenamt am Herzen liegt. Er begann mit 18 Jahren, sich erst im ambulanten Hospizdienst und dann auch im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Baden-Baden zu engagieren. Inzwischen ist er auch im Vorstand aktiv. Joshua Henke begleitet Abschied nehmende, trauernde oder sterbende Menschen und deren Angehörige. Er empfindet jeden Tag, an dem er anderen durch eine schwere Zeit helfen kann, als Gewinn.

Anka Steger (Freiburg im Breisgau): Wie erreicht man junge Menschen am besten? Über Social Media! Das weiß auch die Medienwissenschaften-Studentin Anka Steger. Mit ihren 22 Jahren gehört sie selbst zur "Generation Z" und nutzt die sozialen Medien, um andere junge Menschen für Demokratie zu begeistern. Als Praktikantin bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hat sie das Veranstaltungsformat "Instatalks" entwickelt – mit dem Ziel, Diversität in der Politik und ihren Parlamenten sichtbar zu machen. Anka Steger ist es wichtig, Personen, die vielleicht selbst noch kein Stimmrecht haben, zu erreichen und abzubilden. Mit ihrer modernen Art, politische Inhalte zu verbreiten, trifft sie den Puls der Zeit.

Bayern

Johannes Kosmas Dandl (Eichstätt): Eigene gute Erfahrungen auch anderen ermöglichen – das motiviert Johannes Kosmas seit drei Jahren zu "Jugend forscht". In diesem Rahmen betreut der Lehramtsstudent sowohl das SchülerForschungsZentrum (ESFZ) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als auch ein weiteres Zentrum am Willstätter-Gymnasium in Nürnberg. Darüber hinaus organisiert er das German Young Physicists' Tournament, einen bundesweiten Physik-Wettbewerb. Als Schüler habe er einst selbst an den Forschungswochen teilgenommen, getüftelt und von der Gemeinschaft profitiert. Heute möchte er Jugendliche für Naturwissenschaften begeistern, vor allem jene, die Unterstützung und Bestärkung benötigen.

Eva Haller (München): Das jüdische Prinzip "Tikkun Olam" besagt, dass jeder einen Teil zur Verbesserung der Welt leisten kann. Eva Haller leistet ihren als Präsidentin der Europäischen Janusz Korczak Akademie e. V., die sich dafür einsetzt, die jüdische Gemeinschaft zu stärken, sie zu öffnen und Berührungsängste abzubauen. Seit 2009 leitet sie die drei Janusz-Korczak-Häuser in München, Berlin und Duisburg. Der polnisch-jüdische Pädagoge Korczak gilt als Vorreiter der Kinderrechte. Eva Haller bringt nun einem generationsübergreifenden Publikum die Werte seiner Pädagogik der Achtung und des Respekts näher. Ihr Lohn? Wenn sich in der Akademie ausgebildete Jugendliche für demokratische Werte und gegen Diskriminierung einsetzen.

Berlin

Martha Dudzinski: Seit 2017 setzt sich Martha Dudzinski für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Im Rahmen der Initiative "SWANS" fördert sie in Deutschland aufgewachsene Studentinnen und Akademikerinnen mit Einwanderungsgeschichte, Schwarze Frauen und Women of Color (BIWoC) bei allen Themen rund um Beruf und Karriere. "SWANS" unterstützt die Frauen beispielsweise beim Netzwerken, bei Bewerbungen, Gehaltsverhandlungen oder Unternehmensgründungen. Dabei hilft Martha Dudzinski aktiv Frauen, die Diskriminierung auf mehreren Ebenen erfahren haben – wegen ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, sozialen oder kulturellen Herkunft sowie Religion. Ihr Ziel: eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und Karrierechancen für alle Frauen.

Carolin Neumann: Informatik ist ihre Leidenschaft, entsprechend groß ist Carolin Neumanns ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI) in Berlin. 2019 hat die Informatikerin das Projekt "BYTE Challenge" ins Leben gerufen: eine Plattform, die sich an Schülerinnen und Schüler ohne Vorkenntnisse richtet und ihnen Informatik als Studien- und Berufsfeld nahebringt. Neumann initiierte zudem die Eventreihe "STEM GIrls", die junge Frauen und Non-Binaries in der Informatik fördert. Die 26-Jährige leitet ein 50-köpfiges Team aus Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden, die sie zu ehrenamtlichem Engagement motiviert. Als Beiratssprecherin "Junge GI" setzt sie sich für den Austausch mit Politik und Wirtschaft und eine diversere Perspektive auf die Informatik ein.

Brandenburg

Janne Engeleiter (Cottbus): Menschen mit Behinderung erleiden häufiger Gewalt als der Bevölkerungsdurchschnitt. Das belegen Studien. Janne Engeleiter kämpft dagegen an, indem sie Kinder und Jugendliche mit Handicap für den Sport begeistert. Seit 2020 vertritt sie deren Belange im Präsidium des Behindertensportverbandes Brandenburg auf Landes- und Bundesebene. Als aktive Para-Leichtathletin und Paralympics-Teilnehmerin weiß sie, worauf es dabei ankommt: Den Einstieg erleichtern, "TalentTage" organisieren, Nachwuchs fördern. Daneben liegt ihr Schwerpunkt in der Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Um das Thema den Kindern und Jugendlichen näherzubringen, hat sie gemeinsam mit der Geschäftsstelle ein Workshop-Konzept ins Leben gerufen.

Hanna Kurowski (Mittenwalde): "Löschen, bergen, schützen – einer für alle, alle für einen", das ist es, was Hanna Kurowski seit ihrem siebten Lebensjahr an der Jugendfeuerwehr begeistert. Mittlerweile ist sie 20 Jahre alt und studiert bei der Berliner Kriminalpolizei, ihrem Ehrenamt ist sie dennoch treu geblieben. Als Truppführerin der Jugendfeuerwehr hat sie die verantwortungsvolle Aufgabe, Menschen aus Zwangslagen zu befreien, etwa nach Verkehrsunfällen oder Wohnungsbränden. Auch Tiere und Natur bewahrt sie dabei vor Schäden. Wenn die Zeit es zulässt, unterstützt sie die Jugendfeuerwehr außerdem bei der Ausbildung, zum Beispiel als Betreuerin beim Landesjugendlager. Vergangenes Jahr wurde sie für ihren Einsatz mit dem Ehrenzeichen der Kreisjugendfeuerwehr Dahme Spreewald in Bronze ausgezeichnet.

Bremen

Rojiin Delal Karakaya (Bremerhaven): Viel zu oft treffen Erwachsene Entscheidungen für Jugendliche, ohne nach deren Meinung zu fragen, findet Rojiin Delal Karakaya. Deswegen setzt sie sich dafür ein, dass Jugendliche gehört werden und Mitspracherecht haben: Seit fast vier Jahren im Stadtschüler*Innenring Bremerhaven und seit Dezember 2022 im Jugendparlament Bremerhaven. Sie vertritt die Schülerinnen und Schüler, wenn es um bildungspolitische Themen geht, macht sie auf ihre Rechte aufmerksam und setzt sich dafür ein, finanzielle Unterstützung für schulische Aktivitäten zu bekommen. Außerdem steht die 18-Jährige als stellvertretende Sprecherin des Jugendparlaments gegenüber politischen Intuitionen und in der Öffentlichkeit für dessen Interessen ein.

Reinhard Werner (Bremen): Kinder und Jugendliche sind die Zukunft – davon ist Reinhard Werner überzeugt. Deswegen fördert die "Helga und Reinhard Werner Stiftung", die der ehemalige Lehrer für Mathematik und Physik gemeinsam mit seiner Frau ins Leben gerufen hat, bereits seit 25 Jahren die Kinder- und Jugendarbeit in einigen Bremer Stadtteilen. Jedes Jahr vergibt die Stiftung den Förderpreis – als Zeichen der Wertschätzung und zur finanziellen Unterstützung einzelner Projekte, um Kooperationen zu ermöglichen oder auch um gesellschaftliches Interesse zu wecken. Ein zweites Element ist die Initiative "Bildungsbrücke", mit der bedürftige Familien seit 2008 dabei unterstützt werden, ihre Bildungsausgaben zu bewältigen.

Hamburg

Juliane Chakrabarti: Digitale Zivilcourage ist das Herzensprojekt von Juliane Chakrabarti. Als Gründungsmitglied und Vorständin setzt sie sich seit 2017 mit der Gruppe "#ichbinhier" und dem Verein "ichbinhier e. V." gegen Hass und Hetze im Internet ein. Egal ob im privaten, beruflichen oder politischen Kontext, der Verein unterstützt alle Nutzer und Nutzerinnen sozialer Netzwerke dabei, sich gegen Hatespeech zu wappnen. Menschenfeindliche und strafrechtlich relevante Äußerungen gefährden die Demokratie, denn sie können verängstigen und Menschen zum Schweigen bringen. In Webinaren, Vorträgen und Beratungen zeigen Juliane Chakrabarti und ihr Verein auf, wie wir konstruktive digitale Diskussionen führen und eine lebendige, starke Demokratie leben können.

Philipp Kühn: Welche Rechte gelten im Internet? Was muss ich beachten, wenn ich ein Unternehmen gründen, einen Onlineshop eröffnen oder Fotos für ein Computerspiel verwenden möchte? In die "Cyber Law Clinic" der Hamburger Fakultät für Rechtswissenschaften kommen Privatpersonen, Studierende, Kreative und Start-ups, die eine kostenlose Rechtsberatung benötigen. Bis 2021 hat Philipp Kühn sich ehrenamtlich als Berater und Tutor engagiert. Er hat die Ratsuchenden durch den scheinbaren Paragrafen-Dschungel geleitet und sie ermutigt, ihre Pläne zu realisieren. Und er hat Studierende motiviert, selbst beratend in der "Cyber Law Clinic" tätig zu werden. Auf diese Weise hat sich Kühn für die Einhaltung des geltenden Rechts stark gemacht.

Hessen

Maximilian Frank (Darmstadt): Ursprünglich hat Maximilian Frank den Konfirmandenunterricht auf Wunsch seiner Eltern besucht – jetzt wird der 18-Jährige nach dem Abitur wohl Theologie studieren. Die Pfarrerin seiner Gemeinde legte den Grundstein für Maximilians ehrenamtliche Tätigkeit. Schon mit 14 Jahren trug er die Gemeindebriefe aus. Vor allem ist es aber die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Menschen, die ihn motiviert. Ganz besonders liegt ihm die Kinder- und Jugendarbeit am Herzen. In seiner Gemeinde organisiert er etwa Ferienprogramme für Kinder, wurde aber gerade auch zum Vorsitzenden der Evangelischen Jugend gewählt. Seit 2021 ist er Mitglied der CDU, gehört dem Vorstand der CDU Eberstadt an und ist im Kreisvorstand der Jungen Union aktiv.

Mita Hollingshaus (Wiesbaden): Von der Klassensprecherin bis zur Stadtschulsprecherin der Landeshauptstadt Wiesbaden: Mita Hollingshaus hat ihr Engagement für ein lebendiges Schulleben bis 2021 stetig ausgebaut. Rund 30.000 Schülerinnen und Schüler vertritt der Stadtschülerrat von Wiesbaden. Insbesondere während der Coronapandemie setzte sich Mita Hollingshaus dafür ein, dass die Schulen miteinander in Kontakt treten, sich vernetzen und für ihre Belange in der Kommunalpolitik eintreten. Auf ihrer Agenda: der Einsatz für dringende Schulsanierungen, gegen Alltagsrassismus und Diskriminierung sowie die Motivation ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler, ihre Schulen mit konstruktiven Ideen und Initiativen zu einem besseren Ort zu machen.

Mecklenburg-Vorpommern

Ingolf Holst (Wismar): Früher wurde Ingolf Holst vom Verein "Licht am Horizont" unterstützt – seit 2019 ist er dort selbst ehrenamtlich aktiv, inzwischen im Vorstand. Der Verein fördert Kinder und Jugendliche aus Wismar und Umgebung, die sozial, finanziell, durch Krankheit oder Behinderung benachteiligt sind. Außerdem engagiert er sich im Verein Youth for Understanding, mit dem er als Schüler einen Kurzaustausch in die USA gemacht hat. Ingolf Holst weiß aus persönlicher Erfahrung, wie viel Ehrenamt bewirken kann – und gibt heute gerne etwas von dem, was er erfahren hat, an die Gesellschaft zurück. Er schätzt an seinem Ehrenamt die Begegnungen mit anderen Menschen: stets auf Augenhöhe, wertschätzend und bereichernd.

Manja Lange (Elmenhorst-Lichtenhagen): Schon während des Pädagogikstudiums sah sich Manja Lange täglich mit Herausforderungen im Erziehungs- und Bildungssektor konfrontiert. So entschied sie, sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche zu engagieren. Zwischen diesem Entschluss und heute liegen mittlerweile vier eigene Kinder und 20 Jahre Tätigkeit in mehreren Ehrenämtern. Die 44-Jährige ist treibende Kraft für die Planung eines Bildungs- und Kultur-Campus in der Gemeinde Elmenhorst/Lichtenhagen und leistet ein vielfaches Engagement als Kindermusikpädagogin, etwa für die Projekte "JeKi" (Jedem Kind ein Instrument) und"„RoKis" (Rostocker Kinder singen). Kulturelle Bildung sieht sie als einen der wichtigsten Schlüssel für gesellschaftliches Miteinander.

Niedersachsen

Liane Goslar (Bad Gandersheim): Geschichte verbindet – davon ist Liane Goslar überzeugt. Dieses Credo zieht sich wie ein roter Faden durch ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten. Sie gibt ihrer Heimat Bad Gandersheim in Niedersachsen eine Stimme – als Stadtführerin, Kulturlotsin der Landesgartenschau, Verantwortliche des städtischen Museums, Organisatorin von Vorträgen und Initiatorin der Aktion "Stromkästen erzählen Geschichte(n)". Für letztere wurden etwa 50 Versorgungskästen mit historischen Motiven von Bad Gandersheim beklebt. Die 10.000-Einwohner-Stadt erzählt damit ihre eigene Biographie wie von selbst.

Irmgard Kröncke (Otterndorf): Eine Kirche ohne Orgel? Für Irmgard Kröncke unvorstellbar. Also gründete sie 2013, als die Restaurierung der Otterndorfer Barockorgel 1,8 Millionen Euro kosten soll, einen Verein für deren Erhalt. Mit Erfolg: Zehn Jahre später ist genügend Geld da und das Instrument von Orgelbauer Dietrich Christoph Gloger wird aktuell restauriert. Es ist nicht ihr erstes ehrenamtliches Engagement. 1988 hat die inzwischen 70-Jährige die deutsch-französische Partnerschaft ihrer Realschule ins Leben gerufen und bis 2013 betreut. Seit 1989 setzt sie sich im Serviceclub "Soroptimist International Cuxhaven Stadt und Land" für eine bessere Welt für Mädchen und Frauen ein. Und seit 2012 ist sie Kirchenvorsteherin ihrer Kirchengemeinde.

Nordrhein-Westfalen

Dorit Cordes (Emsdetten): Um die Zahn- und Mundgesundheit zu erhalten, sind regelmäßige Zahnarztbesuche wichtig. Doch nicht alle können sich das leisten. Die Notwendigkeit medizinischer Versorgung in einigen Bevölkerungsschichten Südamerikas hat Dorit Cordes tief berührt. Die erfahrene Zahntechnikermeisterin investiert ihren Jahresurlaub in Südamerika für den Verein Clinica Santa Maria e. V. Dort hilft sie bedürftigen Menschen, indem sie mit Zahnersatz und weiterer Zahntechnik Lebensqualität zurückgibt. Der Verein errichtet zahnmedizinische Einrichtungen für Personen, die sonst keine angemessene Versorgung erhalten. Seit 2017 ist Dorit Cordes wiederholt in Ecuador und Bolivien im Einsatz.

Lisa Discher (Dortmund): Von der Smartphone-Sprechstunde für ältere Menschen über die Obdachlosenhilfe bis zur Kleidertauschparty: Der 23-jährigen Lisa Discher gefallen die vielen Möglichkeiten, sich bei der "Young Caritas" zu engagieren. Seit der Abiturphase ist sie bei der Plattform der Caritasverbände für das soziale Engagement junger Menschen als Ehrenamtliche aktiv. So vielfältig die Projekte auch sind, in denen sich die Studentin der Erziehungswissenschaften engagiert, immer steht das Wohl der Gesellschaft im Mittelpunkt. Wenn sie den Menschen hilft, spürt Lisa Discher eine große Dankbarkeit – für sie die schönste Motivation, sich dort einzubringen, wo Unterstützung gebraucht wird.

Rheinland-Pfalz

Olga Baumeister (Schönenberg-Kübelberg): "Tue jeden Tag eine gute Tat" – das hat ihre Mutter Olga Baumeister mit auf den Weg gegeben. Seit 2020 setzt sich die 49-Jährige für Flüchtlinge und bedürftige Menschen ein. Als der Krieg in der Ukraine begann, organisierte sie Hilfsgüter und brachte sie mit einem Bus ihrer Gemeinde bis zur ukrainischen Grenze. Seitdem hilft sie Flüchtlingen in Deutschland bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen und in bürokratischen Fragen. Sie begleitet sie zum Arzt oder zur Tafel und nimmt Wohnungssuchende vorübergehend bei sich auf. Auf ihr Engagement angesprochen, betont Olga Baumeister, dank der Unterstützung des Landrates und des Bürgermeisters von Schönenberg-Kübelberg könne sie so pragmatisch anderen Menschen helfen.

Shekho Usso (Trier): Der 35-jährige Shekho Usso weiß aus eigener Erfahrung, dass geflüchtete Menschen Unterstützung brauchen, denn er ist 2015 selbst aus Syrien geflohen. Seit seiner Ankunft in Deutschland engagiert er sich für andere Geflüchtete und ist seit 2019 Mitglied im Refugee Law Clinic Trier e. V. Der Verein bietet kostenlose Rechtsberatung, begleitet Asylverfahren und fördert die Integration. Shekho empfindet sein Ehrenamt als Herzensangelegenheit und ist dankbar, Menschen in schwierigen Situationen helfen zu können. Momente, in denen Familiennachzugsverfahren oder Wohnortwechsel Familien wieder vereinen, lösen bei ihm Freudentränen aus.

Saarland

Michael Groß (Nalbach): Als Caritasdirektor hat Michael Groß von 2015 bis 2022 ehrenamtlich den Vorsitz des Anstaltsbeirats der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken übernommen. Der Beirat unterstützt bei der Gestaltung des Vollzugs und der Eingliederung der Gefangenen, soll das Verständnis für den Vollzug und seine gesellschaftliche Akzeptanz fördern und Kontakte zu öffentlichen und privaten Einrichtungen vermitteln. Dabei hat er stets einen kritischen Blick auf die Inhalte und den Ablauf im Strafvollzug geworfen. Denn eine Justizvollzugsanstalt müsse trotz aller Berechtigung von Strafe und Sühne natürlich gewisse Anforderungen einhalten. Er war Sprachrohr der Gefangenen und Vermittler, wenn es darum ging, unterschiedliche Interessen zu vereinen.

Marilyne Theis (Mandelbachtal): Sie war eine der Ersten in ihrer Gemeinde, die sich in der Flüchtlingskrise 2015 für die Neuankömmlinge einsetzte: Marilyne Theis eröffnete eine Kleiderkammer im Rathaus, aus der heraus schon bald auch Wohnungen in acht Ortschaften mit Inventar versorgt wurden. Durch dieses erste Engagement kam sie den Menschen nahe, erfuhr von ihren vielfältigen Problemen und half ihnen dabei, beruflich und schulisch einen guten Weg einzuschlagen. Inzwischen stehen viele ihrer Schützlinge auf festen Beinen in ihrer neuen Heimat. Die Freundschaften, die daraus entstanden sind, sind für Marilyne Theis der schönste Lohn für ihren Einsatz in der Mandelbachtaler Flüchtlingshilfe, für den sie das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat.

Sachsen

Carsten Blume (Kreischa): Er möchte seinen Beitrag für ein gerechtes Miteinander leisten – deswegen ist Carsten Blume seit 15 Jahren in mehreren Ehrenämtern tätig. Unter anderem als Vorstand der Bürgerstiftung "Wir sind Kreischa!", die sich mit eigenen Projekten und durch die Förderung gemeinnütziger Initiativen für eine lebendige und lebenswerte Gemeinde einsetzt. Seit 2015 bringt sich Carsten Blume sehr aktiv im Integrationsbeirat seiner Gemeinde ein: Er ist in regem Kontakt mit Geflüchteten aus der Ukraine, setzt sich für ihre Unterbringung in Kreischa ein, organisiert Treffen und beteiligt sich an Spendenaktionen. Für Carsten Blume das perfekte Ehrenamt, um Impulse zum Mitreden, Mitgestalten und Mitentscheiden zu schaffen.

Alina Unverzagt (Leipzig): Ihr Engagement gilt den Frauenrechten: Alina Unverzagt ist aktives Mitglied bei Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau e. V. Schon vor ihrem Eintritt in Deutschlands größte Frauenrechtsorganisation machte sie sich für den Feminismus stark, denn ihr Ziel ist eine geschlechtergerechte Welt. Als Jugendbotschafterin von Terre des Femmes zeigt die 20-Jährige gesellschaftliche Missstände auf und verschafft kritischen Themen eine Öffentlichkeit – zum Beispiel auf prostitutionskritischen Podiumsdiskussionen. Sie möchte aufklären, zum Nachdenken anregen und zu Eigenengagement für Frauenrechte motivieren. Darüber hinaus hilft Alina Unverzagt mit dem Verein Sisters e. V. Frauen dabei, einen Weg aus der Prostitution zu finden.

Sachsen-Anhalt

Sebastian Büchner (Dessau): Beim Sport etwas bewegen können – das gilt bei Sebastian Büchner im doppelten Sinne. Er ist seit 2015 ehrenamtlich aktiv und seit 2016 engagiert er sich in der Landessportjugend Sachsen-Anhalt. Der 23-Jährige ist Vorstandsmitglied für die Bereiche junges Engagement und Kinderschutz sowie Referent der Sportjugend-Bildungsangebote. Außerdem begleitet er Ferienfreizeiten und Jugendbildungsmaßnahmen als Gruppenbetreuer. Seit 2018 ist er Teil des Teams der größten Ferienfreizeit der Landessportjugend Sachsen-Anhalt. Dort erlebt er jedes Jahr nicht nur, wie viel Spaß die Kinder und Jugendlichen haben, sondern auch wie wertvoll sein Engagement für die Gesellschaft und die jungen Menschen ist.

Erika Kamieth (Winterfeld): Erika Kamieth liegt Winterfeld, der Ort, an dem sie geboren wurde und wo sie ihr ganzes Leben verbracht hat, am Herzen: Sie ist über die Jahrzehnte mehr und mehr zur guten Seele der Dorfgemeinschaft geworden. Dabei will sie sich gleichermaßen um Besucherinnen und Besucher wie die hier lebenden Menschen kümmern. Ihr Engagement erstreckt sich vom Sportverein und der Freiwilligen Feuerwehr über die Organisation von Oldtimer-Treffen und Bauernmärkten bis zur Theatergruppe Klötze, dem Karneval oder Seniorenveranstaltungen. Neben besonderen Höhepunkten wie dem Bau der Festscheune im Jahr 2002 ist sie sehr stolz darauf, wie viele Menschen in Winterfeld die Angebote, an denen sie mitarbeitet, in Anspruch nehmen. Und diese wiederum sind dankbar für Engagierte wie sie, ohne die es das alles gar nicht gäbe.

Schleswig-Holstein

Christian Matthaei (Lübeck): Wie geht es Inhaftierten hinter verschlossenen Türen? Für ein gerechtes, gutes Miteinander in deutschen Gefängnissen setzt sich Christian Matthaei ein. Seit 2016 engagiert er sich im Verein Rechtsfürsorge Resohilfe e. V. und geht regelmäßig in die Justizvollzugsanstalt Lübeck. Dort spricht er als Vorsitzender des Anstaltsbeirats mit Inhaftierten und Bediensteten über ihre Probleme und Belange und hält zugleich Kontakt zur Landespolitik. Matthaei geht es darum, die Menschen im Strafvollzug bestmöglich auf das Leben nach der Haft vorzubereiten, um sie vor Rückfällen zu schützen. Der 55-Jährige ist überzeugt, dass ein guter Umgang mit Straftätern ein wichtiger Sicherheitsgewinn für die Gesellschaft ist.

Dirk Kubat (Ratekau): Als Kind ist er ins Jugendrotkreuz eingetreten, dieses Jahr durfte er sein 45-jähriges ehrenamtliches Dienstjubiläum beim DRK feiern. Dazwischen liegen – unter anderem – der Jugendgruppenleiterschein, die aktive Bereitschaft, der Einsatz als Gruppenführer oder als Landesbereitschaftsleiter, seine Tätigkeit als Ausbilder für erste Hilfe oder auch die Leitung der Führungs- und Leitungskräfteausbildung. Dazu beitragen zu können, Menschen in Not zu helfen, darauf blickt Dirk Kubat dankbar zurück. Sei es in der Flüchtlingskrise 2015, als er die Arbeit des DRK-Teams koordinierte, oder der Kinder-Erste-Hilfe-Kurs, nach dem ein Kind für seine nicht ansprechbare Mutter den Rettungsdienst rief.

Thüringen

Stefan Quart (Treben): Der Operationssaal ist ein Ort, an dem das Leben einen neuen Anfang finden kann. Eine Beratungsstelle für Geflüchtete ebenso. Beides betrifft Menschen in Notlagen, denen Stefan Quart beisteht. Der 68-Jährige, der lange als Oberarzt der Chirurgie am Altenburger Klinikum tätig war und nun als Teilzeit-Allgemeinarzt im Ruhestand ist, trägt seit einem Jahrzehnt auch ehrenamtlich Verantwortung. Sein Herzblut fließt in die Organisation einer Bürgersprechstunde zur Flüchtlingssituation. Mit besonderem Fokus auf Menschen aus Afghanistan, Syrien und der Ukraine bietet er kostenfreie Beratungen in seiner Praxis an, führt Hausbesuche durch, erteilt Deutschunterricht in seinen eigenen Räumlichkeiten und hilft bei Behördengängen. Damit leistet er einen bedeutenden Beitrag gegen Vorurteile und für Integration.

Peter Schmidt (Greiz): Mit der Gründung des Vereins Alte Papierfabrik Greiz e. V. wurde einer leerstehenden Industrieimmobilie neues Leben eingehaucht. Auf dem Programm: Veranstaltungen der Stadt Greiz, von Vereinen und gemeinnützigen Organisationen – ebenso wie Live-Konzerte von Bands aus der Region und aller Welt. Außerdem treffen sich hier vorrangig Jugendliche, um Musik-‚ Theater- und Kulturprojekte auf die Beine zu stellen. So entstand aus einem Kulturverein ein Netzwerk für bürgerschaftliches Engagement, offenen Dialog und Vielfalt. Kreativer Macher und Vorstandsvorsitzender ist Peter Schmidt. Der 40-Jährige liebt die Mischung aus regionaler Zusammenarbeit und gelebter Weltoffenheit in der alten Papierfabrik.